Gestörte Lieferketten verteuern Dieselpreise – Auch Heizöl legt wieder zu
Seit Wochen demonstrieren Bauern in Deutschland nahezu täglich, weil ihnen Steuererleichterungen für den Agrardiesel gestrichen werden sollen. Indessen mehren sich an den Rohölmärkten die Zeichen, dass die Landwirte und Besitzer von Dieselfahrzeugen an den Tankstellen bald mit noch höheren Preisen rechnen müssen. Erst gestern stellte der ADAC in seiner wöchentlichen Pressemitteilung fest, dass sich Diesel-Kraftstoff in dieser Woche deutlich stärker als Super E10 verteuert hat.
Diesellieferungen aus Asien verteuern sich deutlich
Denn aufgrund der eingeschränkten Schifffahrt durch das Rote Meer ist die Versorgung Europas mit Diesel aus Asien schwieriger geworden. Zum einen sind die Fracht- und Versicherungsraten sprunghaft angestiegen, zum anderen müssen die Schiffe eine längere Fahrt rund um das Kap der Guten Hoffnung in Kauf nehmen.
An den sogenannten Terminmärkten, an denen die Lieferung erst zu einem späteren Zeitpunkt in der Zukunft erfolgt, sind die Preise für Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, in den vergangenen vier Wochen bereits um rund 15% gestiegen.
Marktstörungen in Europa bei Diesel nehmen zu
Ein weiteres Zeichen, für die durch die Probleme im Suezkanal verursachte Marktstörung in Europa, ist der Aufschlag für Dieselladungen aus Asien, die am Handelsplatz Amsterdam-Rotterdam-Antwerpen angelandet werden. Gegenüber Rohöl aus der Nordsee erreichte der Aufschlag Ende letzter Woche nahezu 30 Dollar pro Barrel und kletterte damit auf den höchsten Stand seit sieben Wochen.
Darüber hinaus hat eine Reihe von Raffinerieausfällen und Wartungsarbeiten in Europa zu stärkeren Schwankungen bei den europäischen Dieselpreisen geführt. Nach Einschätzung von Analysten werden die Preise für Diesel in Europa in den kommenden Wochen weiter ansteigen.
USA nur eingeschränkte Alternative
Angesichts der geringeren Dieselmengen, die den Suezkanal auf dem Weg von Asien nach Europa durchqueren, sind die europäischen Käufer zunehmend auf Importe aus den USA angewiesen. In den letzten Wochen haben Lieferungen aus den USA Europa geholfen, das Defizit zu decken. So haben US-Raffinerien ihre Lieferungen von 4 Millionen Barrel im November auf 10 Millionen Barrel im Januar mehr als verdoppelt.
Die anstehenden Wartungsarbeiten in mehreren Raffinerien in den USA würden jedoch dazu führen, dass weniger Diesel für den Export nach Europa zur Verfügung steht, was die Preise weiter in die Höhe treiben würde.
Auch ukrainische Angriffe auf Russland bedrohen Dieselangebot
Eine neue, weniger beachtete, aber potenziell größere Bedrohung als die Unterbrechungen der Schifffahrt im Roten Meer, stellen nach Einschätzung von Analysten die ukrainischen Drohnenangriffe auf die russische Energieinfrastruktur dar.
Sie verweisen dabei auf den Fakt, dass Europa zwar keine Ölprodukte mehr aus Russland kauft, aber Diesel weltweit gehandelt wird. Sollte Russland weniger produzieren und exportieren, werde sich das auf die globalen Bilanzen auswirken.
Börsenprofis wetten auf weiter steigende Preise
Für die Profis an den Finanzmärkten ist bereits seit geraumer Zeit klar, wohin die Reise bei den Ölpreisen gehen wird. Hedgefonds Manager und andere Vermögensverwalter haben ihre Wetten auf weitere steigende Notierungen allein in der letzten Woche nahezu verdoppelt. Für viele Marktbeobachter ist das ein nahezu untrügliches Zeichen, dass sich das Angebot in naher Zukunft verknappen wird.
Heizöl wieder teurer
Nachdem die Notierungen an den Rohölmärkten heute Morgen leicht anziehen, wirkt sich dieses Plus auch auf die Heizölpreise aus. Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet müssen je nach Region etwa +0,55 bis +1,05 Euro pro 100 Liter mehr bezahlen als noch zur Wochenmitte.