„Ölprinz“ warnt: Saudis erhöhen Ölangebot erst bei 110 Dollar – Heizölpreise legen moderat zu
„Die Wüste lebt“. Seit Walt Disney diesen beeindruckenden und vielfach ausgezeichneten Dokumentarfilm 1953 auf die Leinwand brachte, begeisterte er Generationen und ein Millionenpublikum. Die aktuell im Ritz Carlton Hotel in Riad stattfindende „Future Investment Initiative (FII)“ dagegen gibt es erst seit 2017.
Aber auch diese Konferenz belebt die Wüste. Und sie hat seit ihrer Gründung ein treues – und zugegebenermaßen elitäres – Publikum gefunden. Seit gestern nun geben sich hochrangige Banker und Vermögensverwalter der Wall Street bei der FII ebenso ein Stelldichein, wie hochrangige Politiker und Firmenchefs der Öl- und Energiebranche.
„Davos der Wüste“
Die jährliche Veranstaltung, auch „Davos der Wüste“ genannt, wird von den Teilnehmern in der Regel als Gelegenheit genutzt, um Beziehungen zu einigen der größten Unternehmen Saudi-Arabiens und seinem 778 Milliarden Dollar schweren Staatsfonds aufzubauen. Das Königreich verfolgt unter der Bezeichnung „Vision 2030“ einen ehrgeizigen Reformplan, um seine Wirtschaft unabhängiger vom Öl zu machen.
Eine der schillerndsten Personen im Rahmen der Konferenz dürfte zweifelsohne Hedgefonds-Manager Pierre Andurand sein. Der weltweit erfolgreichste Öl-Trader, in der Szene ehrfürchtig „Ölprinz“ genannt, machte am Dienstag in Riad einmal mehr von sich reden.
„Markt wird um mehr Öl betteln müssen“
Andurand prophezeite, dass Saudi-Arabien seine derzeitigen Lieferbeschränkungen beibehalten werde, bis die Preise mindestens 110 Dollar pro Barrel erreichen würden. Da die Lagerbestände in den kommenden Monaten sinken werden, „wird der Markt irgendwann um mehr Angebot betteln müssen“, warnte der „Ölprinz“ im Rahmen einer Frage-und-Antwort-Runde.
Saudis erhöhen Ölangebot erst bei 110 Dollar
„Die Saudis werden entscheiden müssen, wann und zu welchem Preis sie das Angebot wieder erhöhen“, fügte er hinzu. Seiner Meinung nach wird eine Anpassung wahrscheinlich bei 110 Dollar pro Barrel (a 159 Liter) erfolgen. Angesichtes eines Brent-Ölpreises bei aktuell 89,50 Dollar gibt es also noch einigen Spielraum nach oben.
Konfrontation mit Iran „nicht ausgeschlossen“
Laut Andurand bleibt die saudische Politik der entscheidende Faktor für die Rohölpreise. Der Weltmarktpreis für Brent-Öl liegt wieder unter 90 Dollar, obwohl der Krieg zwischen Israel und der Hamas zu einer Verschärfung des Konflikts im Nahen Osten führt. Eine direkte Konfrontation mit dem Iran, die die Landschaft verändern könnte, sei seiner Meinung nach „nicht ausgeschlossen“.
Der saudische Energieminister Prinz Abdulaziz bin Salman äußerte sich auf der gleichen Veranstaltung nicht zu den Maßnahmen, die das Königreich im Falle einer neuen Ölkrise zur Stabilisierung der Lage ergreifen könnte. Das Land werde „sicherstellen, dass wir einen weniger volatilen Ölmarkt haben“, betonte er.
Während sich die Lage an den Ölmärkten, angesichts der einmal mehr angekündigten Bodenoffensive Israels, einmal mehr eintrübt, legen auch die Notierungen für Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, heute Morgen wieder leicht zu. Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet im Schnitt etwa +0,70 bis +1,30 Euro pro 100 Liter mehr bezahlen als noch zur Wochenmitte.