Trotz Preisrutsch – Gefahr am Ölmarkt nicht gebannt! Heizöl weiter mit Preisabschlägen
Bei den Ölpreisen ist es auch am zweiten Handelstag der Woche weiter kräftig nach unten gegangen. Ein Barrel (a 159 Liter) Rohöl der Atlantik-Sorte Brent gab um 2,6 Prozent nach und fiel auf 88 Dollar. Die nordamerikanische Sorte WTI verbilligte sich um weitere 2,8 Prozent und kostete damit nur noch 83,74 Dollar pro Barrel. Das Weiße Haus hatte am Dienstag mitgeteilt, dass sich die USA und Saudi-Arabien darauf geeinigt haben, ihre diplomatischen Bemühungen um die Aufrechterhaltung der Stabilität im Nahen Osten fortzusetzen. Größere Störungen auf dem Ölmarkt sollen der Meldung zufolge unbedingt vermieden werden.
Diese Nachricht sorgte gestern für weiteres Aufatmen am den Öl- und Finanzmärkten. Denn seit dem Überfall der Hamas auf Israel gilt die größte weltwirtschaftliche Sorge der Ölversorgung. Und das aus gutem Grund.
Kriegseintritt Irans eher unwahrscheinlich
Die Rohstoffanalysten sind sich einig, dass das elementarste Problem für die Sicherheit der Ölversorgung eine direkte Beteiligung des Iran am Krieg wäre. Denn dies würde automatisch eine Reaktion der USA in Form von Sanktionen nach sich ziehen, die sich automatisch auch gegen die iranische Ölindustrie richten würden. Es besteht auch die Möglichkeit eines israelischen Angriffs gegen den Iran, der dessen Ölinfrastruktur beschädigen könnte. In der Konsequenz würde das Mullah-Regime als Reaktion auf einen solchen Schritt Israels wohl die Straße von Hormus schließen, durch die ein erheblicher Teil der weltweiten Ölströme fließt.
Zum Glück für die vom Öl abhängigen Volkswirtschaften ist ein solcher Verlauf der Ereignisse im Moment recht unwahrscheinlich. Und überhaupt ist nicht der Krieg selbst die größte Bedrohung für die weltweite Ölversorgung. Die größte Bedrohung ist die Auswirkung eines potenziellen Krieges auf einen bereits angespannten Ölmarkt.
Washington verliert Riad als Verbündeten
Zunächst und vor allem hat der Krieg den Zusammenbruch der Beziehungen zwischen den USA und Saudi-Arabien mit sich gebracht. Das Königreich war gerade dabei, mit Unterstützung der USA die diplomatischen Beziehungen zu Israel wiederherzustellen. Doch nach dem vermeintlichen Raketenangriff auf ein Krankenhaus im Gazastreifen, verurteilte Riad sofort die israelische Armee und erklärte seine Unterstützung für Palästina.
Dies beendete die Normalisierungsgespräche und zeigte, dass die Interessen des Landes nicht mehr mit den Interessen der USA übereinstimmen. Dies bedeutete auch, dass Saudi-Arabien sich nicht verpflichtet fühlt, den Weltmarkt gut zu versorgen. Denn der größte Ölverbraucher auf diesem Markt, die USA, sind ja sein Verbündeter. Und dies wiederum bedeutete, dass die Saudis ihre Produktionsobergrenzen so lange verlängern können, wie sie wollen, um die Preise hochzuhalten.
Welt weiter vom Öl abhängig
Die zweite wichtige Erkenntnis aus den jüngsten Ereignissen im Nahen Osten ist, dass die Welt nach wie vor vollständig vom Erdöl abhängig ist. Und dies trotz der beispielsweise in Europa und Chinas zu beobachtenden massiven Bemühungen, die Abhängigkeit vom Erdöl zu verringern, indem Milliarden in alternative Methoden zu Energieerzeugung investiert werden.
Manche Dinge ändern sich nie!
Diese kleine Tatsache ist ein Beweis dafür, dass je mehr sich die Dinge ändern, desto mehr bleiben sie gleich. Während der letzten großen Ölkrise im Jahr 1973 befand sich die Ölindustrie der USA im Niedergang, China war ein unbedeutender Ölverbraucher, und die OPEC beherrschte die Ölversorgung der Welt. Heute sind die USA der größte Ölproduzent der Welt, China der größte Importeur, und Europa versucht, sich vom Öl zu verabschieden.
OPEC hält weiter die Zügel in der Hand
Aber trotz dieser gewaltigen Veränderungen beherrscht die OPEC offenbar immer noch die Ölversorgung der Welt. Und nur weil die Ölpreise am Wochenende aufgrund von Berichten über die Fortsetzung der diplomatischen Bemühungen zur Eindämmung des Konflikts gesunken sind, bedeutet dies nicht, dass die Gefahr eines Ölpreisanstiegs auf 100 Dollar und möglicherweise darüber hinaus vorüber ist. Das Einzige, was dies verhindert, ist die mangelnde Bereitschaft Saudi-Arabiens und der OPEC+-Mitglieder, die Kontrolle des Ölmarkts zu übertreiben und dadurch die Nachfrage einbrechen zu lassen.
Nachdem neben den Ölpreisen gestern auch die Notierungen für Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, wieder deutlich nachgegeben haben, müssen Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet im Schnitt etwa -1,85 bis -2,45 Euro pro 100 Liter weniger bezahlen als noch am Dienstag.