OPEC+ lässt Ölhahn nur tropfen, nicht fließen
Die Energiepreise kannten in diesem Jahr bisher nur eine Richtung – nach oben. Auch Rohöl ist inzwischen wieder so teuer wie seit drei Jahren nicht mehr, während Erdgas aufgrund akuter Mengenknappheit jeden Preisrekord der letzten Jahre längst gebrochen hat. Der Druck auf die OPEC+, ihre Ölhähne weiter aufzudrehen, wächst von Monat zu Monat. Doch das 23 Staaten umfassenden Produzentenbündnis will an ihrer vorsichtigen Förderstrategie festhalten.
Förderkürzungen im noch nie dagewesenen Ausmaß
Das mächtigste Mittel der OPEC und ihrer Partnerstaaten, die zusammen das OPEC+ Bündnis bilden, war schon immer die Kontrolle der Fördermengen. Auch im Coronajahr 2020 gelang es den 23 Mitgliedern, durch Produktionskürzungen in noch nie dagewesener Höhe, die in den Keller gerauschten Ölpreise wieder zu stabilisieren. Seit diesem Jahr fährt die OPEC+ ihre Fördermengen langsam wieder hoch, hält aktuell aber immer noch knapp 7 Millionen Barrel pro Tag (á 159 Liter) an Produktionskapazität zurück.
Seit dem Sommer wird schrittweise angehoben
Im Juli einigten sich die Bündnispartner auf eine monatliche schrittweise Anhebung um jeweils 400.000 Barrel pro Tag. Seitdem hat sich die globale Energiekrise allerdings deutlich verschärft und die Angebotsknappheit, die sich nicht nur auf Erdgas und Kohle beschränkt sondern durchaus aus Rohöl betrifft, hat sich ausgeweitet. Entsprechend laut sind inzwischen die Stimmen, die von der OPEC+ höhere Fördermengen fordern und die 400.000 Barrel-Schritte für zu zaghaft halten.
Nächste OPEC+ Sitzung am Donnerstag
Am kommenden Donnerstag wird die OPEC+ zu ihrer monatlichen Ministerialversammlung zusammen kommen und über die aktuelle Förderstrategie beraten. Aus OPEC+ Kreisen selbst waren in den letzten Wochen und Monaten immer Absagen in Richtung einer schnelleren Anhebung zu hören gewesen, da längerfristige Prognosen im kommenden Jahr einen deutlichen Angebotsüberhang vorhersagen. Die aktuelle Unterversorgung ist damit ein temporäres Problem, dass die OPEC+ nicht lösen könne, so der saudi-arabische Energieminister im letzten Monat.
Förderanhebung nicht so ohne Weiteres möglich
Sollte die OPEC+ wider erwarten am Donnerstag doch eine stärker als geplante Anhebung der Produktionsmengen beschließen, würde das die Rohölpreise wahrscheinlich erst einmal in ihrem Höhenflug bremsen. Allerdings hat sich in den vergangenen Monaten auch gezeigt, dass viele der 23 Mitgliedsstaaten ihre Ölhähne gar nicht so ohne Weiteres aufdrehen können, da die monatelangen Abschaltungen zu Schäden an der Infrastruktur geführt haben. Die OPEC+ hat entsprechend in den letzten beiden Monaten ihr eigentliches Förderziel verfehlt und könnte durchaus Schwierigkeiten mit einer noch stärkeren Produktionsanhebung bekommen.