OPEC-Dilemma: China verbraucht zu wenig, Russland fördert zu viel – Heizöl deutlich teurer
Die Ölpreise sind mit Abschlägen in den letzten Handelstag der Woche gestartet. Gestern hatten Aussagen der OPEC im Hinblick auf eine weiterhin stabile Ölnachfrage die beiden wichtigsten Sorten WTI und Brent noch um jeweils 0,2% steigen lassen. Aktuell verliert die Nordseesorte Brent 0,4% auf 82,43 Dollar, die US-Sorte WTI gibt um 0,5% auf 78,22 Dollar nach.
OPEC und IEA einmal mehr im Clinch
Gestern hatte OPEC-Generalsekretär Hathaim Al Ghais prognostiziert, dass die Nachfrage nach Öl bis 2045 auf 116 Millionen Barrel pro Tag ansteigen wird. Er wies damit einen Bericht der Internationalen Energieagentur (IEA) zurück, der den Höhepunkt des Ölverbrauchs für 2029 vorhersagt.
Al Ghais bezeichnete den Bericht der IEA als gefährlich und für die Verbraucher unverantwortlich. Zwischen der in Paris ansässigen IEA und der OPEC kommt es in nahezu regelmäßigen Abständen zu Streitigkeiten über die weitere Entwicklung der Ölnachfrage.
Ölnachfrage in China derart schwach,…
Zumindest auf kurze Sicht, könnte die IEA mit ihren Prognosen richtig liegen. Denn beispielweise hat China im Mai laut einer Veröffentlichung der staatlichen Zollbehörde knapp 47 Millionen Tonnen Rohöl importiert, was einer Tagesmenge von gut 11 Millionen Barrel (a 159 Liter) entspricht. Die Einfuhren lagen damit nur etwas über dem bereits niedrigen Wert im April, aber deutlich niedriger als im Vorjahr.
In den ersten fünf Monaten lagen die Rohölimporte fast auf demselben Niveau wie im Vorjahr. Damit bestätigt sich, dass die Ölnachfrage in China dieses Jahr nicht annähernd die hohe Dynamik aufweisen dürfte wie im vergangenen Jahr.
…dass sogar die Ölexporte deutlich zulegen
Die niedrigen Importe im Mai sollen Analysten zufolge auf Wartungsarbeiten in den großen staatlichen Raffinerien sowie einer geringeren Auslastung der kleineren unabhängigen Raffinerien zurückzuführen sein. Dagegen stiegen die Exporte von Ölprodukten im Mai deutlich an, nachdem die Behörden Anfang Mai neue Exportquoten erteilt hatten.
Stärkere Erholung der Ölpreise unwahrscheinlich
Die Kombination aus geringeren Rohölimporten, einer reduzierten Rohölverarbeitung und höheren Exporten von Ölprodukten deutet auf ein lokales Überangebot und eine schwächere Ölnachfrage in China hin, was gegen eine stärkere Erholung der Ölpreise spricht. Die OPEC dürfte diese Entwicklung mit einiger Sorge verfolgen.
Russland produzierte auch im Mai mehr Rohöl als vereinbart…
Unterdessen bereitet auch Moskau dem Ölkartell weiter Kopfzerbrechen. So hat Russland im Mai laut Berechnungen der Nachrichtenagentur Bloomberg umgerechnet 9,39 Millionen Barrel Rohöl pro Tag produziert. Das wären 344.000 Barrel pro Tag mehr als mit der OPEC vereinbart.
…und stellt ausgleichende Kürzungen in Aussicht
Eigentlich hatte sich Moskau dazu verpflichtet, seine Ölproduktion im Mai um 400.000 Barrel pro Tag gegenüber dem Niveau im März zu reduzieren. Im April, als die Produktion um 350.000 Barrel pro Tag gesenkt werden sollte, lag diese Umfragen von OPEC und der IEA zufolge noch rund 200.000 Barrel pro Tag über dem vereinbarten Niveau. Russland hatte dafür technische Gründe verantwortlich gemacht und für die kommenden Monate ausgleichende Kürzungen in Aussicht gestellt.
Heizölpreise mit deutlichen Aufschlägen
Nachdem heute im frühen Handel leichte Preissteigerungen für Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, zu beobachten sind, müssen Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet je nach Region maximal +1,35 Euro bis +1,85 Euro pro 100 Liter mehr bezahlen als noch am Donnerstag.