Erdgaspreise rutschen weiter ab – DIW fordert Ausbaustopp für LNG – Heizölpreise ziehen weiter an

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Während in den deutschen Vorgärten die ersten Frühlingsboten aus dem Winterschlaf erwachen, ziehen Meteorologen erste Bilanzen zum aktuell noch herrschenden Winter. Dieser ist ihrer Meinung nach bislang im Vergleich mit dem langjährigen Mittel viel zu warm und viel zu nass ausgefallen. Für die Verbraucher von Heizöl und Erdgas war es ein vergleichsweise günstiger Winter.

Erdgaspreise setzen Abwärtstrend fort
Erst gestern sind die Erdgaspreise einmal mehr um nahezu 5% abgerutscht. Mit weniger als 24 Euro pro Megawattstunde lagen sie um mehr als die Hälfte unterhalb des Niveaus des Vorjahresmonats. Im Februar 2023 hatte der Erdgaspreis knapp unter 60 Euro gelegen. Angesichts der Tatsache, dass die Speicherbestände in der Europäischen Union mit 65,4% derzeit noch über dem Durchschnitt liegen, hält das Deutsche Wirtschaftsinstitut (DIW) den geplanten Ausbau der LNG-Infrastruktur nicht länger für notwendig

Keine Gasmangellage im Winter 2023/24
In seiner gestern veröffentlichten Publikation verweist das Institut darauf, dass sich zwei Jahre nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine die Erdgasmärkte in Deutschland stabilisiert hätten. Trotz der gesunkenen Importe aus Russland sei auch im Winter 2023/24 weder die Versorgung gefährdet noch die Speicher unzureichend befüllt gewesen. Eine Gasmangellage, mit der der beschleunigte Ausbau von Flüssigerdgas (LNG)-Infrastruktur seit dem Sommer 2022 gerechtfertigt wird, habe zu keinem Zeitpunkt bestanden

Angesichts zu erwartender rückläufiger Erdgasverbräuche in Deutschland und der Stabilisierung der Versorgung scheint den Verfassern des Reports angebracht, die im LNG-Beschleunigungsgesetz angedachten Vorhabenstandorte auf den Prüfstand zu stellen. Dabei sollte die Bundesregierung von der Entwicklung landseitiger LNG-Terminals absehen und die schwimmenden Regasifizierungsanlagen neu bewerten. Aus Klimaschutzperspektive sei weiterhin Energieeffizienz und proaktives Gassparen wichtig.

Marktsituation in Deutschland und Europa normalisiert
Die Kombination aus weiterhin rückläufiger Gasnachfrage, diversifiziertem Angebot und umfangreichen Speicherkapazitäten sorgte nach Einschätzung des DIW dafür, dass sich die Gasversorgung in Deutschland auch im Winter 2023/24 entspannte. Der Erdgasverbrauch in Deutschland sei 2023 gegenüber dem Vorjahr weiter leicht gesunken und liege erheblich unter dem Durchschnitt der Jahre 2018 bis 2021.

Ein deutlicher Indikator für die Entspannung auf den Märkten sieht das DIW in den sinkenden Erdgaspreisen. Diese seien in Deutschland und europaweit seit Ende 2022 stark rückläufig und hätten sich inzwischen in der Größenordnung der Vorkriegsphase eingependelt.

Füllstände bis zum nächsten Winter wieder nahe 100%
Die aktuellen Füllstände reichten zudem aus, um in den möglicherweise sehr kalten Monaten Februar und März 2024 sowohl Deutschland als auch Osteuropa ausreichend zu versorgen. Daher ist nach Einschätzung des DIW zu erwarten, dass die Kapazitäten zum Winterbeginn 2024/25 wieder komplett aufgefüllt werden können. Der Verband der Betreiber von Gas- und Wasserstoffspeichern INES bestätigt in einem Update vom 16. Januar 2024 ebenfalls, dass eine Gasmangellage auch bei extremer Kälte nicht absehbar ist und die Gasspeicher bis zum nächsten Winter wieder vollständig gefüllt werden können.

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den bestehenden Importkapazitäten für LNG. Trotz konstant hoher Speicherfüllstände über das Jahr 2023 hinweg wurden nur etwa zwei Drittel der Ende Januar 2024 bestehenden zentraleuropäischen Kapazitäten in Anspruch genommen, in Deutschland betrug die Auslastung etwa 50 Prozent.

Fazit: LNG-Infrastrukturausbau ist nicht erforderlich
Vor diesem Hintergrund zeigen sich die Autorinnen der Publikation in ihrem Fazit davon überzeugt, dass ein überdimensionierter LNG-Infrastrukturausbau nicht erforderlich sei, um eine potenzielle Gasmangellage zu vermeiden und er sollte daher nicht weiterverfolgt werden.

Heizölpreise reagieren mit Aufschlägen 
Nachdem die Notierungen für Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, gestern weiter nach oben kletterten, müssen Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet je nach Region etwa +0,75 bis +1,25 Euro pro 100 Liter mehr bezahlen als noch zum Wochenauftakt.

 

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