EU und USA beraten über Freigabe strategischer Notvorräte
Trotz erster Verhandlungen zwischen Moskau und Kiew gehen die massiven Kriegshandlungen in der Ukraine weiter. An den Energiemärkten bleibt die Lage angespannt, denn auch wenn die beispiellosen Sanktionen gegen Russland den Energiesektor weitestgehend aussparen, fürchtet man doch größere Versorgungsausfälle. Die westlichen Verbündeten suchen derweil nach Lösungen, die knappe Angebotslage abzufedern.
So zeichnet sich ab, dass die großen Industrienationen eine koordinierte Freigabe von strategischen Reserven planen. Die Internationale Energieagentur, eine internationale Kooperationsplattform mit über 30 Mitgliedsländern, hat deshalb heute eine außerordentliche Ministerialkonferenz einberufen. Gestern kursierten schon erste Gerüchte, dass insgesamt bis zu 70 Millionen Barrel (à 159 Liter) an Rohöl und Ölprodukten freigegeben werden könnte, der Großteil davon aus den USA.
Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck kommentierte gestern Abend nach einer Energiekonferenz in Brüssel: „Wir überlegen, die nationalen Ölreserven in einer konzertierten Aktion zusammen mit den Amerikanern so einzusetzen, dass die Preise gedämpft werden, wenn sie weiter hoch gehen.“ EU-Energiekommissarin Kadri Simson sagte: „Wir haben ein robustes System für strategische Ölreserven“
Seit der Energiekrise in den 70ern halten die meisten Länder Energievorräte, um komplette Versorgungsausfälle bis zu 90 Tage überbrücken zu können. Dieser Vorrat könne bei eindeutigen Versorgungsstörungen ganz oder in Teilen freigegeben werden, so Simson. Passiert ist das bisher höchst selten, so etwa 2005 nach Hurrikan Katrina in den USA und während des Libyen-Krieges 2011.