Überraschend hohe US-Ölvorräte – Lage im Roten Meer verschärft sich – Heizöl deutlich günstiger
Die Rohölpreise konnten am Mittwoch ihre Vortagesgewinne nicht verteidigen. Vor allem die stärker als erwartet gestiegenen US-Rohölvorräte sowie die eher vage Nachricht über eine ernsthafte Bedrohung der nationalen Sicherheit der USA lasteten auf der Stimmung an den Ölmärkten.
Die Atlantiksorte Brent verbilligte sich angesichts der Meldungen um 1,4% auf 81,60 Dollar, die US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 1,6% auf 76,64 je Barrel (a 159 Liter).
Hoher Anstieg der US-Rohöllagerbestände
Die Energy Information Administration (EIA) hatte gestern gemeldet, dass die US-Rohöllagerbestände in der Woche bis zum 9. Februar um 12 Millionen Barrel auf 439,5 Millionen Barrel gestiegen sind. Damit wurden die Erwartungen der Analysten, die einen Anstieg um lediglich 2,6 Millionen Barrel erwartet hatten, weit übertroffen. Die Zahlen sorgten für eine wachsende Skepsis im Hinblick auf den Zustand der US-Wirtschaft.
Nach US-Angriffen: Huthi setzen Attacken im Roten Meer wieder fort
Unterdessen haben die jemenitischen Huthi-Milizen ihre Attacken auf die Schifffahrt im Roten Meer trotz der in der vergangenen Woche erfolgten Luftangriffe der USA und des Vereinigten Königreichs fortgesetzt.
Weitere Reederei ändert Transportroute
Die auf den Transport von Rostoffen spezialisierte Reederei Star Bulk Carriers Corp. hatte gestern bekannt gegeben, nach den jüngsten Angriffen der Huthi auf zwei ihrer Schiffe nicht mehr durch das Rote Meer fahren zu wollen.
Den Angaben des Unternehmens zufolge, sei es zur Zielscheibe geworden, weil es in den USA börsennotiert ist. Trotz einer erhöhten Bedrohung für Schiffe mit US-Verbindungen, hatte Star Bulk die beiden unter Beschuss geratenen Schiffe aus rechtlichen Gründen nicht umleiten können.
Der Vorstandsvorsitzende von Star Bulk, Petros Pappas, erklärte gestern in einer Pressekonferenz, dass man künftig den Suezkanal nicht mehr passieren werde, da das Unternehmen als in den USA registrierte Aktiengesellschaft offensichtlich ein Ziel der Huthi sei.
Huthi feuern auf Schiff mit Fracht für Iran
Die bisherigen Beobachtungen, dass die Huthi bei ihren Angriffen im wahrsten Sinne des Wortes auch einmal über ihr Ziel hinausschießen, sind bereits am Montag durch einen kuriosen Vorfall bestätigt worden. Denn die zu Star Bulk gehörende MV Star Iris, auf die zwei Raketen abgefeuert wurden, ist zum einen auf den Marshallinseln registriert. Zum anderen hatte das Getreide transportierende Schiff die iranische Hafenstadt Bandar Imam Khomeini als Zielort.
Schiffsverkehr im Roten Meer deutlich zurückgegangen
Angesichts solcher Nachrichten ist es leicht nachvollziehbar, dass seit Beginn der Huthi-Angriffe ab Mitte November die meisten Handelsschiffe – und praktisch alle mit direkten Verbindungen zu den USA, dem Vereinigten Königreich und Israel – die Durchfahrt durch die Meerenge von Bab El-Mandeb eingestellt haben.
Frachtaufkommen im Roten Meer um 80% gesunken
Wie das in Kiel beheimatete Institut für Weltwirtschaft (IfW) in der letzten Woche mitgeteilt hatte, lag das Frachtaufkommen im Roten Meer und im Suezkanal im Januar um 80% niedriger als vor der Krise.
Den Angaben des Instituts zufolge, verzögern sich die Ankünfte in den Häfen in Süd- und Nordeuropa deutlich. So legten in Hamburg und Bremerhaven sowie in Rotterdam und Antwerpen im Januar 25% weniger Schiffe an als im Durchschnitt des vergangenen Jahres.
Heizölpreise geben nach
Angesichts der nachgebenden Kurse an den Rohölbörsen, ergeben sich heute bei den den Inlandspreisen Preisabschläge. So kosten 100 Liter Heizöl im Bundesgebiet, je nach Region, etwa -2,75 bis -3,35 Euro weniger als noch zur Wochenmitte.