Trotz Fortsetzung der Zusatzkürzungen: Rohölpreise deutlich unter Druck – Auch Heizölpreise geben weiter kräftig nach
Nachdem die Ölpreise in den letzten Tagen wieder deutlich von ihren Jahreshöchstständen zurückgekommen sind, sind es einmal mehr Saudi-Arabien und Russland, die versuchen, die Notierungen für Rohöl oben zu halten. In getrennten offiziellen Erklärungen gaben offizielle Regierungsvertreter gestern bekannt, dass sie an der Drosselung des Ölangebots um mehr als 1 Million Barrel pro Tag bis zum Jahresende festhalten werden. Riad hatte die Rohölproduktion um 1 Million Barrel pro Tag gekürzt, und Moskau drosselt die Exporte um 300.000 pro Tag, zusätzlich zu früheren Kürzungen, die mit anderen OPEC+-Staaten vereinbart wurden.
Beschränkungen kommen zur Unzeit
Die Lieferbeschränkungen beiden Länder kommt zur Unzeit, da die weltweite Nachfrage in diesem Jahr neue Rekorde erreichte und die Lagerbestände so schnell wie seit Jahren nicht mehr abbauten. In der Konsequenz kletterten die Preise für die Atlantiksorte Brent in der vergangenen Woche auf fast 100 Dollar pro Barrel.
Seitdem hat sich die Rallye jedoch abgekühlt. Gestern fielen die Preise für Brentöl unter 86 Dollar pro Barrel zurück, da es Anzeichen dafür gibt, dass die Ölvorräte in den US-Lagern wieder zugenommen haben und Russland sein Exportverbot für Diesel aufheben könnte.
„Zerstörung der Nachfrage hat begonnen“
Die Präsidentin der Federal Reserve Bank of Cleveland, Loretta Mester, sagte am Dienstag, dass die USA die Zinsen in diesem Jahr wahrscheinlich noch einmal anheben müssten und dass die steigenden Benzinpreise bei den Verbrauchern auf großen Unmut stießen.
Rohstoffexperten der US-Investmentbank JPMorgan Chase & Co. warnten unterdessen, „dass die Zerstörung der Nachfrage bereits begonnen hat“. Die hohen Kosten für Sprit und Heizöl würden die Verbraucher unter Druck setzen und die Nachfrage abwürgen.
Indien fordert günstigere Ölpreise
Der indische Ölminister Hardeep Puri hatte bereits am Dienstag gegenüber dem Nachrichtensender Bloomberg TV geäußert, dass die Ölpreise auf ein Niveau von etwa 80 Dollar pro Barrel fallen müssten, um positiv auf die Wirtschaft wirken zu können. Der weltweit drittgrößte Ölverbraucher hat den Förderländern wiederholt vorgeworfen, dass Rohöl zu teuer sei.
Goldman Sachs: Saudis werden Ölpreise zügeln
Riad und Moskau erklärt gestern, dass sie ihre zusätzlichen Beschränkungen jeden Monat überprüfen werden. Sollten sie die Preise auf über 100 Dollar pro Barrel treiben, könnte das Königreich eingreifen, um ein Überschießen des Marktes zu verhindern. Die Analysten der US-Investmentbank Goldman Sachs indessen gehen davon aus, dass Saudi-Arabien das Ölangebot wieder anheben wird. Damit würde verhindert werden, dass die Preise weit über 105 Dollar pro Barrel steigen und den Verbrauch nachhaltig beeinträchtigen.
OPEC produzierte auch im September deutlich weniger als vereinbart
Die OPEC-Ölproduktion lag im September laut einer Bloomberg-Umfrage bei 27,73 Mio. Barrel pro Tag. Insbesondere in Nigeria legte die Produktion deutlich um 110.000 Barrel pro Tag zu. Da Saudi-Arabien nur knapp 9 Millionen Barrel pro Tag produzierte und die seit Juli geltende freiwillige Produktionskürzung um 1 Million Barrel pro Tag vollständig umsetzte, macht das nigerianische Mehrangebot keinen nennenswerten Unterschied.
Laut Schätzung der Internationalen Energie Agentur IEA beläuft sich der Bedarf an OPEC-Öl im laufenden Quartal auf 29 Millionen Barrel pro Tag. Sämtliche Mitglieder der OPEC+ werden am 26. November zu einem Treffen zusammenkommen, um die Politik des Kartells für 2024 zu überprüfen.
Angesichts der gestern abermals kräftig zurückgekommenen Ölpreise müssen Verbraucherinnen und Verbraucher heute im Bundesgebiet -3,30 Euro bis -4,10 Euro weniger pro 100 Liter Heizöl bezahlen, als noch zur Wochenmitte.