Ölpreise nehmen wieder Fahrt auf – Heizölpreise kaum verändert
Die Ölpreise sind am Freitag auf den höchsten Stand seit über einem halben Jahr gestiegen, nachdem in den zwei vorangegangenen Wochen die Minuszeichen dominiert hatten. Die WTI-Ölsorte wurde um 1,92 Dollar (+2,30 %) höher gehandelt und notierte bei 85,55 Dollar – etwa 6,80 Dollar pro Barrel (a 159 Liter) mehr als noch vor einer Woche um diese Zeit. Der Referenzpreis für die Atlantiksorte Brent stieg im Tagesverlauf um 1,72 Dollar (+1,98 %) auf 88,55 Dollar pro Barrel und lag damit mehr als 5 Dollar pro Barrel höher als vor einer Woche.
Weitere Angebotskürzungen wahrscheinlich
Ein bedeutender Faktor, der zu den hohen Ölpreisen beiträgt, ist das OPEC+-Kartell, dem die Schwergewichte Saudi-Arabien und Russland angehören. Das Duo hat sich auf eine Vereinbarung über Produktionskürzungen geeinigt, zu der Russland in der nächsten Woche Einzelheiten bekannt geben will. Der Markt wägt die Wahrscheinlichkeit ab, dass Saudi-Arabien oder Russland ihre derzeitigen Produktionskürzungen verlängern oder verschärfen könnten. Die meisten Analysten gehen davon aus, dass Saudi-Arabien seine Produktionskürzung von 1 Millionen Barrel pro Tag bis in den Oktober hinein verlängern wird.
US-Lagerbestände an Rohöl sinken stetig
Ein weiterer wichtiger Grund für den steigenden Rohölpreis sind die zurückgehenden Lagerbestände in den Vereinigten Staaten. Diese sind nach Angaben der Energy Information Administration (EIA), der statistischen Abteilung des US-Energieministeriums (Department of Energy, DOE) in der Woche zum 25. August um weitere 10,6 Millionen Barrel auf den niedrigsten Stand seit Dezember 2022 gesunken.
Rohölmarkt bis 2024 unter Druck
Nach Einschätzung von Analysten wird sich der Abbau wahrscheinlich weiter fortsetzen, da die für dieses Jahr erwartete Rekordnachfrage, die Angebotskürzungen der Produzenten, und die steigenden Lagerkosten auf einen zunehmenden Abbau hindeuten. Den Prognosen von Rohstoffexperten zufolge dürfte sich der angespannte Rohölmarkt bis ins Jahr 2024 erstrecken und den Aufwärtsdruck auf die weltweiten Ölpreise verstärken. Ein dritter Stützpfeiler für die Ölpreise ist die schwächelnde US-Währung, die Rohöl außerhalb des Dollarraums erschwinglicher macht und damit die Nachfrage anregt
Anzahl der US-Ölbohrplattformen auf 18-Monats-Tief
Apropos Dollarraum: Wenig ermutigende Zahlen kommen weiterhin aus den USA, dem wichtigsten Gegenspieler des OPEC-Kartells. Die Rohölproduktion in den USA blieb in der vergangenen Woche unverändert und lag bis zum 25. August bei 12,8 Millionen Barrel pro Tag, wie aus den jüngsten wöchentlichen Schätzungen der EIA hervorgeht – das ist das höchste Produktionsniveau seit 2019. Im Vergleich zum Vorjahr ist die US-Produktion nun um 700.000 Barrel pro Tag gestiegen. Die Zahl der Bohrstätten blieb in dieser Woche unverändert bei 512 und ist im Jahr 2023 bisher um 109 auf den niedrigsten Stand seit Februar 2022 gesunken.
Globale Ölreserven stark rückläufig
Um die Ölmärkte zu stützen, waren in den letzten Jahren 300 Millionen Barrel aus der strategischen Erdölreserve (Strategic Petroleum Reserve, SPR) der Vereinigten Staaten entnommen worden. Trotz der 300 Millionen Barrel, die aus dem SPR in die kommerziellen Ölvorräte flossen, liegen die globalen Rohölreserven – ohne die Bestände im SPR – mehr als 100 Millionen Barrel unter dem Stand vom Juli 2020. Der jüngste Preisanstieg an den Rohölmärkten wird es der Biden-Regierung erschweren, das mühsame und langsame Prozess Wiederauffüllen der strategischen Erdölreserven des Landes fortzusetzen. Diese hatten in den letzten Wochen um durchschnittlich 600.000 Barrel pro Woche zugenommen.
Nachdem die beiden Rohölsorten Brent und WTI am Freitag nahe ihrer Tageshöchstkurse aus dem Handel gegangen waren, kommt es zum Wochenauftakt zu Kursrückgängen. Auch die Preise für Gasöl, dem Vorprodukt für Dieselkraftstoff und Heizöl, geben heute im frühen Handel leicht nach. Diese Verbilligung spiegelt sich auch bei den Heizölpreisen wider. Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet müssen im Schnitt etwa -0,05 bis -0,35 Euro pro 100 Liter weniger bezahlen als noch zum Wochenschluss.