Russische Ölexporte auf dem Seeweg steigen auf 2-Monatshoch – Heizölpreise gehen leicht zurück
Annalena Baerbock zeigte sich erst vor wenigen Tagen enttäuscht über die ihrer Einschätzung nach geringen Auswirkungen der westlichen Sanktionen auf das Krieg führende Russland. Mit Blick auf die aktuellen Zahlen zu den russischen Ölexporten möchte man der deutschen Außenministerin auf jeden Fall Recht geben.
Moskaus Ölexporte nehmen wieder Fahrt auf
So erreichten Moskaus Ölausfuhren, die über den Seeweg erfolgen, jüngst ein neues 2-Monats-Hoch. Demnach stiegen die Lieferungen in der Woche bis zum 27. August auf 3,4 Millionen Barrel (a 159 Liter) pro Tag. Das ist ein Plus von etwa 880.000 Barrel pro Tag im Vergleich zur Vorwoche, wobei die größten Zuwächse in den Ostseehäfen Primorsk und Ust-Luga zu verzeichnen waren. Auch die Ausfuhren aus Noworossijsk erholten sich nach den schweren Stürmen, die zuvor über das Schwarze Meer gezogen waren.
Importverbot in die EU
Seit dem 5. Dezember 2022 ist in der EU der Import von Rohöl aus Russland über den Seeweg verboten. Zudem gilt für russisches Rohöl eine Preisobergrenze von 60 Dollar pro Barrel, die Unternehmen einhalten müssen, wenn sie weiterhin Rohöl von Russland kaufen wollen und dafür Dienstleistungen wie Versicherungen aus der EU in Anspruch nehmen wollen.
Russisches Öl wird über Preisobergrenze gehandelt
Analysten betonen, dass es noch zu früh sei, um sicher zu sein, wie nachhaltig der Anstieg sein wird, da wöchentliche Daten volatil sein können. Die Experten vermuten, dass die beträchtliche Zunahme der Ausfuhrmengen auch damit zusammenhängt, dass einige Sorten russischen Öls sich der von den G7-Staaten auferlegten Preisobergrenze näherten, bzw. diese bereits teilweise überschritten hatten.
Russland torpediert eigene Vorgaben
Trotz des Anstiegs in der letzten Woche stützen die Zahlen die Annahme, dass Moskau nun daran geht, seine Zusage einzuhalten, gemeinsam mit seinen Verbündeten der OPEC+-Staaten das Ölangebot künstlich einzuschränken. Zwar hatte Moskau bereits als Reaktion auf die Sanktionen des Westens erklärt, seine Ölproduktion drosseln zu wollen, doch faktisch hatte die Ankündigung, die Produktion im März um 500.000 Barrel pro Tag zu drosseln, keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Exporte – ganz im Gegenteil. Die Ausfuhren stiegen tatsächlich an und erreichten Ende Mai ihren Höhepunkt.
Moskau reduziert jetzt Ölexporte
Zu einer anschließenden Reduzierung kam es, nachdem Saudi-Arabien eine einseitige Produktionskürzung vornahm und diese dann auch noch verlängerte, was Druck auf Russland ausübte, seine eigene Reduzierung umzusetzen. Moskau hielt sein Versprechen schließlich ein und die Ausfuhren aus den westlichen Häfen Russlands sanken nun um etwa 420.000 Barrel pro Tag gegenüber dem durchschnittlichen Niveau im Februar.
Mehr Geld für weniger Öl
Trotz dieses Rückgangs spielen die Förderkürzungen mehrerer großer Ölproduzenten der OPEC+-Gruppe den Russen weiter in die Karten. Die verringerten Ölexporte haben die globalen Ölpreise in die Höhe getrieben und die Abschläge für russisches Öl gegenüber den Premium-Ölsorten WTI und Brent verringert, was die Öleinnahmen des Kremls steigerte. Die Preise für russisches Ural-Rohöl stiegen mittlerweile sogar über die von den Ländern der G7 auferlegte Obergrenze von 60 US-Dollar pro Barrel, oberhalb derer Ladungen nicht mehr auf westlichen Schiffen transportiert werden können.
Drosselung der Ausfuhren auch im September
Russland werde seine Exportkürzungen bis September verlängern, sagte der stellvertretende Ministerpräsident Alexander Novak Anfang des Monats, nachdem Saudi-Arabien eine ähnliche Ankündigung gemacht hatte. Der Umfang der Angebotsreduzierung wird jedoch von 500.000 Barrel pro Tag im August auf 300.000 Barrel pro Tag reduziert.
Es sind nicht zuletzt die durch Saudi-Arabien und Russland ausgerufenen zusätzlichen Beschränkungen der Ölexporte, die die Ölpreise alleine in diesem August um 15 Prozent haben steigen lassen. Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet müssen heute im Schnitt etwa -0,40 bis -1,10 Euro pro 100 Liter weniger bezahlen als noch am Dienstag.