Ölmarkt bleibt unterversorgt – OPEC stößt an ihre Fördergrenzen
An den Rohölbörsen sind die Kurse gestern erneut gestiegen, da der globale Ölmarkt unterversorgt bleibt und damit die Preise in die Höhe getrieben werden. Bis zuletzt hatte man gehofft, dass die OPEC+ Länder ihre Produktion doch noch signifikant erhöhen könnten, um das weggebrochene russische Öl zu ersetzen. Doch diese Hoffnung scheint nun enttäuscht zu werden.
OPEC-Schwergewichte haben wenig Spielraum für Angebotserhöhung
Bislang war man am Markt davon ausgegangen, dass zumindest die OPEC-Schwergewichte Saudi-Arabien und Vereinigte Arabische Emirate (VAE) noch über umfangreichere Reservekapazitäten verfügen und damit ihre Ölförderung ohne große Probleme anheben können. Doch der Energieminister der VAE, Suhail al-Masruei, machte klar, dass die beiden Länder längst nicht mehr soviel Spielraum für Produktionssteigerungen haben wie angenommen.
Al-Masruei twitterte am Montag: „In Anbetracht der jüngsten Medienberichte möchte ich klarstellen, dass die VAE auf der Grundlage ihrer derzeitigen OPEC+-Produktionsbasis (3,168 Mio. Barrel pro Tag) […] nahezu unsere maximale Produktionskapazität erreichen.“ Damit ist aus dem Golfstaat wohl erst mal keine stärkere Produktionssteigerung zu erwarten.
Und auch Saudi-Arabien, der mit Abstand größte Produzent der OPEC, scheint nicht in der Lage, den Ölhahn noch weiter aufzudrehen, zumindest, wenn man dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron glauben schenkt. Dieser berief sich am Rande des G7 Gipfels in Elmau auf Aussagen des emiratischen Präsidenten Muhammad bin Zayid, wonach Saudi-Arabien seine Fördermengen noch maximal um 150.000 B/T anheben könne. Bisher war man von einer Reservekapazität von etwa 2 Mio. Barrel ausgegangen.
OPEC+ hinkt Förderzielen schon seit Monaten hinterher
Die OPEC und ihre Partnerländer (OPEC+) treffen sich am morgigen Donnerstag zu ihrer monatlichen Vollversammlung und werden dort über ihre weitere Förderpolitik beraten. Sollten die Angaben zu den Reservekapazitäten Saudi-Arabiens und der VAE jedoch stimmen, hat die Gruppe aus 23 Produzentenländern allerdings ohnehin kaum Spielraum.
Russland, der wichtigste Partner innerhalb des Bündnisses, kann aufgrund der strengen Sanktionen des Westens seine veranschlagten Fördermengen schon länger nicht mehr erreichen. Doch auch die anderen Mitgliedsländer tun sich größtenteils schwer, die Ölproduktion nach dem massiven Einbruch durch die Corona-Pandemie signifikant nach oben zu schrauben.
In den letzten Monaten ist es der Förderallianz kein einziges Mal gelungen, die ausgerufenen Förderziele zu erreichen. Die für Juli und August beschlossene stärkere Anhebung der Förderquoten dürfte damit verpuffen. Denn wenn auch Saudi-Arabien und die VAE, von denen man dachte, sie seien in der Lage, die Defizite der anderen Länder aufzufangen, nicht mehr fördern können als aktuell, wird die OPEC+ auch weiterhin hinterher hinken. Die Angebotslage auf dem globalen Ölmarkt bleibt somit knapp.